QStrom & QGas | von Timo am 04. November 2019

Blackout: Die Welt ohne Strom

Stellt euch mal folgendes Szenario vor: Man betritt die Wohnung nach einem langen und harten Arbeitstag, draußen dämmert es bereits. Nichtsahnend schaltet man das Licht in der Wohnung ein und dann passiert es plötzlich: Ein lauter Knall, nichts funktioniert und alles ist dunkel. Stromausfall. Ein Szenario das wahrscheinlich jeder von uns in dieser oder einer ähnlichen Art schon einmal erlebt hat. In diesem Fall herrscht aber nicht nur in der Wohnung Dunkelheit. Das Treppenhaus, die Straßenbeleuchtung, die Nachbarschaft, in ganz Deutschland oder sogar weltweit, überall versiegt von jetzt auf gleich die elektrische Energie.

 

Alles eine Dystopie?

Aber reden wir hier denn nur von einer realitätsfernen Dystopie? Tatsächlich nicht unbedingt, denn gerade in Zeiten wo Begriffe wie Smarthome, Hausautomatisierung oder elektrischen Fortbewegungsmittel immer mehr an Relevanz gewinnen und unser Alltag mehr und mehr von stromanhängigen Mitteln begleitet wird, gewinnt ein solcher Ausnahmezustand Tag für Tag mehr an Bedeutung. Was für die Meisten nach einer weit hergeholten Vorlage für einen Endzeitblockbuster aus der Feder von Roland Emmerich klingt, würde mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit tatsächlich katastrophale Ausmaße annehmen. Doch was wäre denn, wenn es in Deutschland, oder gar in Europa oder sogar weltweit tatsächlich zu einem sogenannten Blackout kommen würde?

Stromausfall

Was wäre, wenn ...

Zu Beginn sollten wir differenzieren, dass ein globaler Stromausfall in zwei Formen auftreten könnte:  Zum einen als Resultat eines natürlichen Ereignisses wie eine (langanhaltende) Extremwetterlage, Epidemien oder Pandemien. Die zweite Form wäre unter vorsätzlicher Fremdeinwirkung, beispielsweise durch einen Terroranschlag, Cyber-Angriffe oder schlichtweg menschlichem beziehungsweise technischem Versagen. Um exakt eine ebensolche Katastrophe zu vermeiden oder zumindest die Folgen so genau wie möglich abschätzen zu können, hat der Bundestag die Forscher des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag in Kassel (kurz „TAB“ genannt) mit einer Krisenabschätzung beauftragt. Ausgangssituation von diesem Szenario ist, dass in mehreren Bundesländern über einen Zeitraum von zwei Wochen der Strom ausfallen würde.

Bereits unmittelbar nach dem Ausfall würden sich bereits die ersten Folgen zeigen: Die gesamte Notstromversorgung in den unterschiedlichsten Anlagen würde aufgrund der extremen und plötzlichen Überlastung ausfallen, Aufzüge bleiben stecken, Kliniken sind trotz vorrübergehend laufenden Notstromaggregaten nur noch bedingt arbeitsfähig, sodass viele Notfallpatienten verlegt werden müssen. Ampelanlagen fallen vollständig aus und bereits innerhalb weniger Stunden entstehen überall Kettenreaktionen, die hauptsächlich den Pflegesektor lahmlegen: Die Telekommunikation bricht vollständig zusammen, erhöhtes Verlegungsaufkommen von Intensivstationen, Pflegeheime sind weitgehend nicht mehr arbeitsfähig.

Krankheit

Zwischenzeitlich wurden sämtliche Hilfsorganisationen und der gesamte Katastrophenschutz, wie die Feuerwehr oder der THW involviert. Der BSKI (Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen) warnt ebenfalls vor den Gefahren. Zurecht, denn bereits nach zwei Wochen hätte sich der Blackout laut dem TAB in eine globale Katastrophe entwickelt, Krankheiten hätten sich ausgebreitet, die öffentliche Ordnung, die Kommunikation, der Verkehr, der Transport, die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung, die Energieversorgung und auch das Gesundheitswesen wären weitgehend oder vollständig zusammengebrochen. Gerade für ein so eng verflochtenes und hochentwickeltes Wirtschaftsland wie Deutschland, wäre ein „Kollaps der gesamten Gesellschaft ... kaum zu verhindern“, heißt es in dem Bericht.

 

Strom als Selbstverständlichkeit

Was für die Menschen in der heutigen Zeit als selbstverständlich betrachtet wird, fällt somit binnen kürzester Zeit weg und würde drastische Veränderungen und Komplikationen mit sich bringen: Zum einen würde die gesamte Informationstechnologie zusammenbrechen. Nicht nur digitale Endgeräte wie Mobiltelefone, Smartphones, Netbooks, Notebooks oder Tablets würden trotz Akkus und Energiesparmodus auf kurz über lang ausfallen, auch Vermittlungen und Basisstationen, die die Einwahl in die Netze ermöglichen, wären nicht mehr erreichbar wodurch die Telefonie über Mobil- und Festnetz praktisch unmöglich wäre. Somit bliebe den Behörden, falls sie sich an die Bevölkerung richten wollten, nur noch das batterie- und akkubetriebene Radio, da Fernsehgeräte und Internet ebenfalls ohne Strom nicht mehr funktionieren. Aber nicht nur die Kommunikationsebene würde brach liegen, auch in den Transport- und Verkehrsbereichen würden chaotische Zustände herrschen. Vor allem in Großstädten würde es wegen vollständig ausfallenden Ampeln zu etlichen Unfällen kommen.

Verkehr

Züge, S-Bahnen, Straßenbahnen und U-Bahnen sind außer Betrieb und Menschen könnten darin eingeschlossen sein. Tankstellen müssten ihren Betrieb einstellen, so dass nicht nur die Privatwagen irgendwann stehen blieben, sondern auch die Treibstoffreserven für Kranken- und Feuerwehrwagen aufgebraucht wären. Apropos Krankenwagen, auch das Gesundheitswesen würde in Folge des Stromausfalles innerhalb der ersten Woche ins Stocken geraten, sodass Dialysezentren, Pflege- und Altenheime geräumt werden müssen. Gleiches gilt auch für die reguläre Versorgung mit Pharmaka, was den Besitz von Medikamenten zu einem hohen Gut heranwachsen lassen würde. „Dramatisch wirken sich die Engpässe bei Insulin, Blutprodukten und Dialyseflüssigkeiten aus“, wird im Bericht geschrieben. Die Schlussfolgerung des TAB: „Spätestens am Ende der ersten Woche wäre eine Katastrophe zu erwarten, das heißt, die gesundheitliche Schädigung und eine nicht mehr zu bewältigende Problemlage“.

Auch für die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung der Bevölkerung benötigt eine große Menge Strom. Löscharbeiten der Feuerwehr wären somit nicht mehr möglich und Selbstverständlichkeiten wie das Kochen von Essen, das Waschen der Wäsche oder auch die Körperpflege wären nicht mehr möglich und würde als Konsequenz unweigerlich Krankheiten nach sich ziehen.

In der Lebensmittelversorgung würden ebenfalls ernsthafte Engpässe drohen, denn das Kühlen von Nahrung ist nun nicht mehr möglich. Wenn aber vielen Menschen Hunger droht, werden sie versuchen, selbst Lebensmittel zu organisieren – mit schlimmen Folgen für die öffentliche Ordnung. Auch die Versorgung in der Massentierhaltung werde unmöglich. Unter den Bedingungen eines totalen Stromausfalls würden diese Tiere schon die ersten Stunden nicht überleben.

Tiere

Natürlich muss auch immer zwischen Realität und Fiktion unterschieden werden, Fakt ist aber, dass ein langfristiger Blackout (und dabei ist es irrelevant ob national oder international) gravierende Folgen für die Bevölkerung, die Umwelt und unser funktionierendes System haben würde. Aber solange das Licht noch brennt, ist auch nicht aller Tage Abend.

Timo

Mit seinem enthusiastischen Charakter war Timo bis März 2022 Teil unseres Teams im Bereich Erdgas & Strom. Als ein echter Experte für QStrom & QGas sorgte er stets für Licht im Dunkeln und Feuer unterm Herd.